Sorgen um Kostenexplosion
Bistum Münster/Wesel (cpm). Die Sorgen um die Kostenexplosion und die
politische Lage bestimmen auch die Gespräche in der katholischen
Schwangerschaftsberatungsstelle des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) in
Wesel: „Finanzielle Schwierigkeiten und Zukunftsängste sind ein hoher Stressfaktor
für unsere Klientinnen“, sagt Schwangerschaftsberaterin Ingrid Nagel. Der
überwiegende Teil der Ratsuchenden verfüge über geringe materielle und soziale
Ressourcen und befinde sich in prekären Lebenslagen. Zusammen mit ihrer Kollegin
Nadine Richter organisiert die Sozialpädagogin immer öfter unbürokratisch Hilfen,
wenn gar nichts mehr geht.
Der Bericht aus der Beratungspraxis in Wesel steht dabei stellvertretend für alle 14
katholischen Schwangerschaftsberatungsstellen im Bistum Münster: „Finanzielle
Probleme verschärfen sich markant“, heißt es im gerade veröffentlichten
Jahresbericht. 2021 wurden deshalb Nothilfen in Höhe von fast 3 Millionen Euro
bewilligt und ausgezahlt. Das Geld stammt aus der Bundesstiftung Mutter und Kind
(1,7 Millionen Euro), dem Bischofsfonds (1,1 Millionen Euro), kommunalen Hilfsfonds
(110.000 Euro) und Spenden (83.000 Euro).
2021 sei laut Richter zudem – wie das Vorjahr – durch die Coronapandemie geprägt
gewesen. Ihr Gesicht spiegelt sich in der Plexiglasscheibe, die jetzt seit fast drei
Jahren zwischen Ratsuchenden und Beraterinnen steht. Wir haben unser
Unterstützungsangebot kontinuierlich an die pandemisch sich häufig verändernden
Bedingungen angepasst“, so Richter weiter. Mittlerweile hätten sich alle an den von
der Pandemie geprägten Alltag gewöhnt. Bei der Online-Beratung komme man aber
auch aufgrund von Sprachbarrieren schnell an Grenzen. Die beiden
Schwangerschaftsberaterinnen in Wesel waren in 2021 für 315 Ratsuchende in
1.203 Beratungsgesprächen da. Im Bistum Münster haben sich insgesamt 8.000
Menschen an die 100 Beraterinnen gewandt.
Das Telefon in der Beratungsstelle in Wesel klingelt. Eine Frau mit
Migrationshintergrund ist am anderen Ende der Leitung. Der herzliche Umgangston
von Nagel verrät die über viele Jahre aufgebaute persönliche Beziehung sofort. „Ich
komme gerne in die Beratungsstelle und meine Kinder auch“, sagt die dreifache
Mutter, der es schwer fällt, Anträge alleine auszufüllen und Behördenanfragen zu
beantworten. „Ich bin sehr dankbar für die Hilfe“, betont sie am Telefon.
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„Viele kommen zu uns, weil wir keine Behörde sind und der Mensch bei uns im
Mittelpunkt steht“, sagt Nagel. „Und weil wir kontinuierlich besetzt sind und uns
wieder und wieder Zeit nehmen“, ergänzt Richter. Die Diplompädagogin ist seit 21
Jahren als Schwangerschaftsberaterin im Einsatz und ihrer Aufgabe noch lange nicht
müde. „Da sein, leben helfen – so lautet das Motto des SkF“, sagt Richter. „Wir
wollen helfen, dass das Leben mit Kindern gelingt.“ Die Arbeit erleichtern würden
mehr finanzielle Mittel für die sogenannten Frühen Hilfen wie Still-Café,
Gesundheitsvorsorge, Spielgruppen und Familienfrühstück. Zudem würden sich die
Beraterinnen mehr behördliche Unterstützung für Migrantinnen wünschen, damit
weniger Zeit für Administratives – wie die Hilfe beim Ausfüllen von Formularen –
draufginge.
„Es gibt so viele beeindruckende Frauen, die außerordentliche Hürden meistern und
mir für immer im Gedächtnis bleiben“, beschreibt Nagel ihre Motivation. Der größte
Lohn sei für die beiden Beraterinnen der Blick in ein erleichtertes Gesicht, wenn
gemeinsam ein Hindernis aus dem Lebensweg geräumt werden konnte. Und das
Lachen der Kinder, das nach Lockdown und Pandemiebeschränkungen endlich
wieder in das Mehrgenerationenhaus des SkF in Wesel einzieht.
Den Jahresbericht Schwangerschaftsberatung steht zum Download bereit unter:
www.caritas-muenster.de/schwangerschaftsberatung. Informationen über die
Schwangerschaftsberatung des SkF in Wesel gibt es online unter www.mghskfwesel.
de.
Der Diözesancaritasverband Münster vertritt und berät mit seinen rund 160
Mitarbeitenden in der Geschäftsstelle in Münster über 50 örtliche Verbände und rund
400 katholische Einrichtungen, in denen 80.000 Hauptamtliche und 30.000
Ehrenamtliche tätig sind. Er zählt damit zu den größten Diözesanverbänden in
Deutschland.
086-2022 (ck) 3. November 2022
Bildunterschrift
Die Schwangerschaftsberaterinnen Nadine Richter (links) und Ingrid Nagel. Foto:
Carolin Kronenburg / Caritas im Bistum Münster